Lebensführung
30. Mai 2023
Mythos Mutterinstinkt
Die Autoren zerren dieses Konzept ans Licht und berichten ausführlich von den Forschungsergebnissen, die das Bild vom Mutterinstinkt in ein völlig neues Licht rücken. Der Irrglaube an den Mutterinstinkt suggeriert Müttern hohe Ansprüche und erstreckt sich im Besonderen auf biologische Eltern. Aber was ist mit Adoptiveltern, Stiefeltern, Pflegeeltern und anderen, die sich liebevoll um Kinder kümmern? Diese falsche Vorstellung schließt sie kategorisch aus.
Annika Rösler und Evelyn Höllrigl Tschaikner geben in diesem Buch einen Überblick über die historischen Ursprünge dieser Vorstellung und zeigen, wem es nutzt, daran zu glauben. Der Mutterinstinkt ist vor allem ein Konzept, das die Mutterrolle idealisiert und Frauen als natürliche Betreuerinnen darstellt. Es soll die Verantwortung auf die Frauen abschieben und von der Notwendigkeit einer gerechteren Verteilung der Sorgearbeit ablenken.
„Mythos Mutterinstinkt“ widmet sich der Frage, ob Frauen tatsächlich mehr mütterliche Qualitäten haben als Männer. Es zeigt, wie stark die Vorstellung eines angeborenen Instinkts die Gesellschaft sowie das Bewusstsein von Frauen und Männern geprägt hat. Das Buch deckt auf, dass diese Idee nicht unbedingt auf wissenschaftlichen Fakten beruht, sondern auf überholten Vorurteilen und Stereotypen.
Die Autorinnen liefern deswegen eine Neudefinition der Elternschaft und zeigen Möglichkeiten auf, wie Mütter und Väter in der Kindererziehung gleichberechtigt zusammenarbeiten können. Es ermutigt dazu, das Idealbild aufzubrechen und die Elternschaft nach eigenen Regeln zu gestalten.
Das Werk von Annika Rösler und Evelyn Höllrigl Tschaikner ist sehr gut strukturiert und leicht verständlich geschrieben. Es ist ein wichtiger Beitrag zur aktuellen Debatte über die sogenannte „Frauenfrage“. Es gibt Frauen die Freiheit, den Zwang zum Muttersein abzulehnen und sich selbst zu definieren und es stellt die Weichen für eine gerechtere Elternschaft, bei der die Arbeit gleichmäßiger verteilt wird.
Zu den Autorinnen: Annika Rösler promovierte in Gender Studies und ist Dozentin an der Universität Gießen. Sie setzt sich besonders mit Geschlechterfragen und feministischer Theorie auseinander. Evelyn Höllrigl Tschaikner ist Soziologin und hat in Wien promoviert. Sie befasst sich mit Fragen zur Elternschaft und Kindheit, der Geschlechterungleichheit und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Als Team verfassen sie zahlreiche Artikel, Vorträge und Studien zu Geschlechterthemen und erziehen gemeinsam ihre Kinder.
„Mythos Mutterinstinkt“ ist ein unverzichtbares Lesewerk für alle Eltern und solche, die es noch werden wollen, aber auch für Wissenschaftler und Menschen, die an der Debatte um die Geschlechtergerechtigkeit interessiert sind. Es gibt eine reflektierte und aufgeklärte Perspektive auf die Elternschaft und zeigt, wie wichtig es ist, Stereotypen und veraltete Konzepte abzulegen und eine neue Familienkultur aufzubauen.
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