Spiritualität
5. November 2018
Ehre und Algorithmus
Die Ehre in Zeiten des Algorithmus – „Ehre und Algorithmus“ von Gabriele Maria Sigg
In unserer modernen Welt zeigen Slogans wie „Geiz ist geil“ und „America first“ die wachsende Selbstfixierung der Menschen und ihre zunehmende Tendenz, sich und ihre Interessen über das ansonsten aus den Augen verlorene Gemeinwohl zu stellen. In ihrem Buch „Ehre und Algorithmus“ gelingt es Gabriele Maria Sigg, tiefgreifend aufzuzeigen, dass ohne die Wiederbelebung eines aktiven Ehrgefühls (in allen Lebenssituationen) ein auf Mitgefühl basierendes Zusammenleben der Menschen nicht mehr funktionieren kann.
Das gesellschaftliche Gefüge, in dem wir uns heute befinden, hat viel mit dem sogenannten „Raubtier-Kapitalismus“ zu tun, in dem einzig und allein das Streben nach dem eigenen Erfolg und der eigenen finanziellen Sicherheit im Vordergrund steht. Gerade in dieser Welt, in der Algorithmen den Alltag regieren und die Menschlichkeit immer mehr in Vergessenheit gerät, ist Siggs Appell umso wichtiger und alarmierender.
In ihrem Buch legt Gabriele Maria Sigg nicht nur den Finger auf die schmerzenden Wunden einer Gesellschaft, die allzu häufig das Streben nach Leistung und Erfolg vor allem anderen setzt, sondern zeigt auch mögliche Lösungswege auf, wie wir das Pendel wieder zurück zur Mitte schwingen lassen können. Dabei geht es, wie der Titel des Buches schon andeutet, nicht nur um die Ehre, sondern auch um die Rolle, die Algorithmen und Technologie in unserem Leben spielen.
Die Autorin spricht sich dafür aus, dass das individuelle Handeln mehr in den moralischen Fokus gerückt werden sollte und jeder Einzelne sich wieder mehr bewusst auf sein eigenes Ehrgefühl und Verantwortungsgefühl besinnen sollte. Die Ehre soll nicht nur in großen Taten wiederzufinden sein, sondern auch in kleinen Entscheidungen, die wir jeden Tag treffen: von unseren Interaktionen am Arbeitsplatz, über die Beziehung und den Umgang mit unseren Mitmenschen, bis hin zu den Informationen und Meinungen, die wir im Internet verbreiten bzw. konsumieren.
„Ehre und Algorithmus“ ist ein eindringlicher Appell an die Menschlichkeit, die Würde jedes Einzelnen zu achten und uns stets bewusst zu machen, dass wir in unserer Gesellschaft aufeinander angewiesen sind. Gabriele Maria Sigg ruft dazu auf, der menschlichen Gier und Rücksichtslosigkeit entgegenzuwirken und den zunehmenden Egoismus durch ein Gefühl des Gemeinschaftsdenkens und der Kooperation abzulösen.
Die Autorin Gabriele Maria Sigg ist eine anerkannte Sozialwissenschaftlerin und Ethikerin, die sich bereits seit Jahrzehnten mit den Themen wie Globalisierung, sozialer Verantwortung und dem Zusammenleben von Menschen in einer vernetzten Welt auseinandersetzt. Mit diesem Buch zeigt sie erneut, wie wichtig es ist, ethische und gesellschaftliche Fragestellungen aufzugreifen und zu diskutieren, um ein breites Publikum zum Nachdenken und Handeln anzuregen.
Im Zeitalter computergestützter Algorithmen und einem stetigen moralischen Verfall der Gesellschaft bietet „Ehre und Algorithmus“ von Gabriele Maria Sigg eine wertvolle Reflexionsgrundlage, um sich bei all den technologischen Entwicklungen und den damit einhergehenden Herausforderungen auf das Wesentliche zurückzubesinnen: unsere Menschlichkeit und das Zusammenleben auf respektvoller und auf jede Ehre bedachter Basis.
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